Was bedeutet das für Dich, wenn der Leitzins steigt?

Wenn Die Zinsen steigen, was für Auswirkungen hat das für Dich? MyBusiness Mentor zeigt Dir die Folgen für Anleihen, Aktien, Kryptowährungen, Immobilien und Rente.

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Die Zinsen steigen! Diese Meldung hat die Finanzwelt am 21.Juli 2022 in Aufruhr versetzt. Zum ersten Mal nach 11 Jahren hat die Europäische Zentralbank den Leitzins angehoben. Bereits am 8. September folgte die nächste Anhebung um 0,75 Prozentpunkte, der deutlichsten in der Geschichte der EZB. Der 27.Oktober brachte dann eine weitere Anhebung um 0,75 Prozentpunkte.  Ziel ist es, die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Doch welche Folgen hat das für Privatanleger?

Im folgenden Artikel erfährst Du, welche Folgen höhere Zinsen für Anleger, Immobilienbesitzer und für die Wirtschaft hat. Zudem gehen wir auf die Auswirkungen auf Anleihen, Aktien, Kryptowährungen und Rente ein.

Zinswende

Für Sparer waren die Zeiten von Nullzins und Negativzins Jahre des Horrors. Vor allem in Kombination mit der hohen Inflation zerran das Geld im Sand. Steigen überall die Preise, das Geld auf dem Konto aber nicht, hat das einen gewaltigen Kaufverlust zur Folge. Das Geld ist am Ende weniger wert.

Doch die Zinsen steigen! Die Bank von England begann damit schon im November 2021. Die US-amerikanische Fed zog dann im März nach und stellte weiter in Aussicht, dass die Zinsen steigen. Und so kam es auch, denn im Juni, Juli und November wurde der Leitzins für den US-Dollar um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht.

Im Juni, Juli und November wurde der Leitzins für den US-Dollar sogar um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht.

Die EZB hat folgende Zinserhöhungen vorgenommen:

  • 21. Juli 2022 um 0,5 Prozentpunkte auf 0,5 %,
  • 8. September 2022 um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 %,
  • 27. Oktober 2022 um 0,75 Prozentpunkte auf 2,0%.

Experten rechnen auch in den nächsten Monaten mit einem steigenden Leitzins. Und wie wirkt sich die Zinswende nun ganz konkret auf Immobilien, Rente, Anleihen ect. aus?

Anleihen

Höhere Zinsen haben eine direkte Auswirkung auf Anleihen, schließlich spielt die Höhe der Zinsen eine zentrale Bedeutung für Anleihen. Legst Du Dein Geld in Anleihen an, hast Du bessere Chancen auf einen höheren Zinskupon.

Werden die Zinsen erhöht, wirkt sich das zunächst negativ auf bereits bestehende Anleihen aus, bei denen niedrigere Zinsen vereinbart sind. Der Grund ist ganz einfach: Anleger haben wenig Anreiz, diese Anleihen zu kaufen – schließlich haben sie niedrige Zinsen. An den Kapitalmärkten fallen daher die Kurse, damit am Ende die Rendite von den neu begebenen Anleihen mit höherem Kupon und den „alten“ Anleihen mit niedrigerem Kupon identisch ist.

Vor allem bei langfristigen Anleihen kommt das zum Tragen. So ist beispielsweise bei einer 10-jährigen US-Anleihe der Kurs in den letzten 12 Monaten um rund 15 Prozent gefallen.

Aus diesem Grund sind neu aufgelegte Anleihen mit höheren Zinsen gefragter. Doch auch hier hält sich das Interesse allgemein in argen Grenzen, schließlich „drohen“ in den kommen Monaten weitere Zinserhöhungen.

Immobilien

Anleger konnten sich von Banken durch die Nierdrig- bzw. Nullzinsphase billig Geld leihen und in Immobilien investieren. Durch die regelmäßigen Mietzahlungen gibt es gesicherte Erträge – und damit höhere Erträge als dies mit Anleihen möglich ist. Vor allem die großen Kapitalanlagegesellschaften oder Pensionsfonds haben daher in der Vergangenheit Immobilien als Alternativen zu Anleihen oder anderen Festzinsprodukten ins Portfolio genommen.

Doch mit den steigenden Zinsen dürften diese Zeiten vorbei sein, denn es ist zu erwarten, dass institutionelle Anleger sich langsam aus dem markt zurückziehen. Gleichzeitig wird die Finanzierung von Immobilien teurer, da die Nullzinsphase vorbei ist. Schon jetzt steigen die Bauzinsen und wer eine Immobilie kaufen möchte, muss sich auf höhere Zinsen einstellen.

Welche Folgen haben höhere Bauzinsen und ein langsamer Ausstieg von Investoren aus dem Immobilienmarkt? Es ist damit zu rechnen, dass die Immobilienpreise ihr Hoch bereits erreicht haben. In einigen Städten wie beispielsweise München sind die Preise sogar schon gefallen. Der Grund dafür ist, dass auf Sicht das Angebot größer werden wird, während die Nachfrage sinkt.

Doch nicht nur die Höhe der Zinsen spielt für den Immobilienmarkt eine wichtige Rolle. Auch der starke Preisanstieg für Baustoffe und Handwerkerleistungen bremst die Lust zu bauen. Zudem ist in den großen Städten die Nachfrage auf Wohneigentum ungebrochen hoch, was sich auf die weitere Entwicklung der Preise auswirken wird.

Wer jedoch eine Immobilien finanzieren möchte bzw. für all jene, die eine Anschlussfinanzierung suchen, muss mit steigenden Bauzinsen rechnen.

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Kryptowährungen

Kryptowährungen wie beispielsweise der Bitcoin sind nach die vor Spekulationsobjekte und werden daher in Krisenzeiten gemieden. Der Kurs ist nach wie vor sehr volatil. Im Vergleich zum Höchstkurs aus dem November 2021 mit etwa 68.500 US-Dollar, kann zum jetzigen Zeitpunkt ein Rückgang von über 70 Prozent verzeichnet werden.

Steigende Zinsen für andere Wertanlagen, die Ukraine-Konflikt oder auch „interne“ Probleme wie die Pleite der Kryptobörse FTX haben für massive Turbulenzen gesorgt.

Höhere Zinsen entziehen dem Markt für Kryptowährungen Liquidität. Da in den letzten Jahren die Zinsen für andere Geldanlagen niedrig waren, haben viele Anleger auf steigende Kurse von Bitcoin und Co. spekuliert. Wenn die Zinsen steigen, stehen ihn nun andere attraktive (und sichere) Geldanlagen offen.

Aktien

Steigen die Zinsen, kann sich dies auch auf die Aktienmärkte auswirken. So könnten Anleger ihr Geld lieber in Anleihen stecken, wenn es dort höhere Zinsen gibt. Gegenüber anderen Geldanlagen wie etwa Kryptowährungen, Gold- oder Rohstoff-Investitionen haben Aktien jedoch einen entscheidenden Vorteil: Durch Dividenden werden Anleger an den Unternehmensgewinnen beteiligt und erhalten somit regelmäßg Erträge.

Zudem dürfte der Realzins vieler Anleihen infolge der hohen Inflation auch weiterhin negativ sein. Der Realzins berücksichtigt die Kaufkraftentwicklung:

Beispiel: Gibt es für eine Anleihe 2,0 Prozent Zinsen pro Jahr bei einer gleichzeitigen Inflation von jährlich 5 Prozent, so beträgt der Realzins -2,86 Prozent. Aktien ergeben durch Dividende und Kursanstieg deutlich höhere Renditen, wodurch der Realzins potentiell positiv ist. Aus diesem Grund bleiben Aktien nach wie vor interessant und werden Anleihen vorgezogen.

Ähnlich wie bei Immobilien, sind Finanzierungen für Unternehmen durch steigende ZInsen teurer. Möchten Unternehmen Geld leihen um Innovationen in neue Produkte oder Technologien zu finanzieren, so werden sie dafür zukünftig mehr Geld bezahlen müssen. Vor allem Unternehmen mit einem hohen Investitionsbedarf sind davon stark betroffen – was sich dann auf deren Aktienkurs niederschlägt. Muss mehr Geld für die Rückzahlung von Krediten aufgewendet werden, bleibt entsprechend weniger Geld für Gewinne übrig.

Vor allem die Aktienkurse von Technologienfirmen und andere Unternehmen, die auf die Finanzierung zur Entwicklung neuer Produkte angewiesen sind, reagieren besonders stark auf die Zinsentwicklung.

Auswirkungen auf die Inflation

Hauptgrund für die Zinserhöhungen ist die Inflation. Der starke Preisanstieg hat vor allem zwei Faktoren als Ursache:

  • die hohen Energiepreise
  • die höhere Nachfrage bei gleichem oder leicht verringertem Warenangebot.

Ursache dafür ist die Kaufzurückhaltung vieler Menschen infolge der Coronakrise. Jetzt werden diese größeren Anschaffungen nachgeholt (höhere Nachfrage). Gleichzeitig sind aber nach wie vor Lieferketten unterbrochen und es kommt zur Lieferengpässen. Das Warenangebot kann also der Nachfrage nicht nachkommen (gleiches/geringeres Angebot). Durch den Ukraine-Konflikt hat sich dier Effekt zusätzlich noch verstärkt.

Auswirkungen höherer Zinsen

Durch Zinserhöhungen kann die die Nachfrage leicht verringert werden. Es entsteht der Anreiz, sein Geld lieber anzulegen und durch Zinsen zu vermehren, als es auszugeben. Das hängt natürlich von der Höhe der Zinsen ab.

In den vergangenen Jahren, in Zeiten niedriger Zinsen oder sogar Nullzinsen, in Verbindung mit einer hohen Inflation war es ratsamer, sein Geld schnell auszugeben, bevor es weniger Kaufkraft besitzt.

Wenn durch die EZB der Leitzins erhöht wird, kann die Nachfrage leicht sinken. Die Hoffnung dahinter: Die Inflation wird sinken.

Als Ziel hat sich die EZB eine Preissteigerung von maximal 2 Prozent ausgegeben. Angesichts der derzeitigen 10 Prozent Inflation ein ambitioniertes Ziel.

Mit kleinen Zinserhöhungen wird das Ziel nur schwer zu erreichen sein, vor allem, wenn die Realrendite (Zinssatz bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Preisentwicklung) weiterhin negativ bleibt. So hat die US-Notenbank Fed auch schon weitere Zinserhöhungen angekündigt. So liegt der aktuelle Leitzins der Fed bei 3,75 bis 4,00 Prozent (Stand 14.11.2022).

Steigen jedoch die Preise für Energie und Lebensmittel weiterhin so stark, sind die Inflationsziele der Notenbanken eher unrealistisch. Vor allem die hohen Preise für Energie wirken sich stark auf das Preisniveau aus, da sich sowohl Produktion als auch Transport von Gütern verteuern. Zudem spielen sie eine wichtige Rolle für die Preiskalkulation von Dienstleistungen – was wiederum einen Preisanstieg zur Folge hat.

Zinsentwicklung und Geldanlage

Welche Auswirkungen hat die Zinsentwicklung nun für Dich als Privatanleger? Nun, Aktienmärkte werden auch weiterhin attraktive Renditen ermöglichen, sowohl durch Dividenden als auch durch die Kursentwicklung.

Schaut man in die Vergangenheit, in die Zeit der großen Ölkrisen in den 1970-er Jahren, so haben die Märkte langfristig keinen Schaden genommen. Auch damals waren Notenbanken gezwungen im Angesicht von Inflation und sinkender Wirtschaftsleistung mit einer Zinsänderung zu reagieren.

Welche Fragen solltest Du Dir stellen?

Als Lehre aus der Vergangenheit raten wir Dir daher: Abwarten und die aktuelle Entwicklung „durchstehen“. Den Notenbanken geht es vor allem darum, die steigende Inflation zu bekämpfen indem die Zinsen steigen.

Vor allem wenn Du für die eigene Altersvorsorge sparst oder andere mittel bis langfristige Ziele verfolgst, sollte die eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren:

  • Hat sich Deine eigene Situation bzw. Deine finanziellen Ziele geändert?
  • Welchen Zweck hat Deine Geldanlage?
  • Passt die Anlagestrategie noch zu Dir und Deinen Zielen?

Als Schlußfolgerung der Inflation solltest Du bei den eigenen Ziele eine Preissteigerung einkalkulieren. Vor allem bei Altersvorsorge und Rente sind Anpassungen nötig, um im Alter abgesichert zu sein.

Rente

Wer in 10, 15 oder 20 Jahren in Rente geht, sollte nicht aus den Augen verlieren, wie viel das Geld dann überhaupt noch wert ist.

Beispiel: Gehst Du in 15 Jahren mit 1.200 Euro in Rente, kannst Du Dir dann deutlich weniger für kaufen als heute. Liegt die Inflation im Durchschnitt bei 2 Prozent pro Jahr, lassen sich dann mit den 1.200 Euro Rente nur doch Dinge für 892 Euro kaufen. Bei 4 Prozent Inflation pro Jahr sind des dann sogar nur noch 666 Euro.

Damit die Rente in 15 Jahren die gleich Kaufkraft behält, also 1.200 Euro, müsste sie 1.615 Euro (bei 2 Prozent Inflation pro Jahr) bzw. 2.161 Euro betragen (bei 4 Prozent Inflation pro Jahr).

Um im Alter finanziell abgesichert zu sein, solltest Du daher die Finanzziele anpassen und entsprechend mehr Geld zurücklegen. In Abhängigkeit von Deinem Sparplan, ist ein Anbieter auszuwählen, bei dem Du Deine Geldanlage flexibel erhöhen, senken oder aussetzen kannst.

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